Warum spielt Till Eulenspiegel im Bensberger Karnevalsmuseum eine besondere Rolle?
von Willi Fritzen
Auf den ersten Blick sicher nicht. Doch Narretei und Karneval haben die gleiche Wurzel, denn Till Eulenspiegel, der bekannteste Narr der Welt, verkörperte gleichzeitig ein Sinnbild der Schadensfreude und des Spotts. Auf unterschiedlichen Darstellungen wird Till einerseits häufig mit einer Eule, und andererseits mit einem Spiegel (auch Ulenspegel, Ulenspiegel) dargestellt. Es soll um das Jahr 1300 in Kneitlingen am Elm geboren und 1350 in Mölln gestorben sein. Einen exakten Nachweis für seine tatsächliche Existenz gibt es aber nicht. Obwohl er fern des Rheinlandes wie in Berlin, Ulm, Nürnberg, sogar in Prag und Rom seine Schelmenstreiche getrieben haben soll, wurde Till Eulenspiegel seltsamerweise auch im Rheinland wie eine obere Institution sozusagen als Narrenvater gesehen. Auf vielen vielen Abbildungen (auch Orden) früherer Karnevalsvereinigungen, auch hier in Bensberg, findet man Till Eulenspiegelimmer wieder abgebildet. Mal mit einer Eule, ein andermal mit einem Spiegel in der Hand oder z.B. auf den Zinnen der Stadtmauertänzeln, usw. Bei der früheren Bensberger Karnevalsgesellschaft "Narrenzunft" ist er mehrfach auf den Präsidentenkette verewigt, und bei allen öffentlichen Terminen wie Sitzungen etc. trug der Präsident und die Elferatsmitglieder einen ganz speziellen und schöngearbeiteten Orden mit dem Abbild von Till Eulenspiegel. Falls ein Mitglied diesen speziellen Orden bei den offiziellen Terminen nicht bei sich führte, dann war eine Strafe, wie eine Runde Bier, oder eine andere beliebige aber meist ungeliebte Aufgabe, zu verrichten. Die Symbolfigur von Till Eulenspiegel geriet mit der Zeit immer mehr in Vergessenheit und wurde vorallem durch die heutige gefeierte Form des im Rheinland gefeierten Karnevals, (Kölner Prägung) verdrängt. Auch auf den modernen Karnevalsorden der heutigen Zeit findet Till Eulenspiegel kaum noch Verwendung Doch in den Vorträgen und Büttenreden unserer Tage ist die Art und Weise wie Till Eulenspiegel seine Schelmenstreiche mit den Mitmenschen trieb immer noch all gegenwärtig. Viele Redner setzen den Besuchern im Saal ( Politiker, Personen des öffentlichen Lebens) den Spiegel vor und weisen sie so auf ihre Schwächen und Verfehlungen hin. Mittels Gelächter und Schadenfreude setzen sie den besagten Mitmenschen einer öffentlich, scharfen aber nicht ausgesprochenen Kritik aus. Der Namen Eulenspiegel kommt übrigens nicht von Eule. Im Plattdeutschen "Uhlenspeygel" bedeutet der Name "ulen" = fegen, reinigen und "spiegel"bedeutet in der Jägersprache, Hinterteil "Ul`n spegel" (Wisch mir den Hintern) Nun zurück zur Überschrift
Warum spielt Till Eulenspiegel im Bensberger Karnevalsmuseum eine besondere Rolle ? Das Karnevalsmuseum im Bensberger Engelbertturm nennt sich auch: "Archiv für Brauchtumspflege" Unter Brauchtumspflege versteht man die Bewahrung von Brauchtum unserer Vorväter. Früher wurden hier in Bensberg und anderswo noch die regionalen Fastnachtsbräuche gefeiert, wie die Heischgänge der Kinder und Jugendlichen und bei den Erwachsenen das Maskentreiben und dergleichen. Das war auch die Zeit wo der Begriff "Eulenspiegelei" aufkam, und Schelmenstreiche zu den Fastnachtsbräuchen gehörte. Für den Archivar des Karnevalsmuseums Willi Fritzen, war es daher eine richtige Entscheidung den Narrenvater "Till Eulenspiegel" wieder mehr in den Fokus des Museums zu rücken. Neben einer Anzahl alter Orden mit dem Abbild von Till Eulenspiegel die im Museum gezeigt werden, entwarf der Archivar (als Logo) das Abbild des Narrenvaters vor der Stadtkulisse von Bensberg, und schlug damit eine symbolische Brücke zwischen dem Brauchtum unserer Vorväter zum heutigen modernen Karneval. Der Archivar zeigt bei einem Besuch des Karnevalsmuseums allen interessierten Besucher gerne die vorgenannten Hinweise auf Till Eulenspiegel. Falls Sie verehrter Leser dieser Zeilen mal das Interesse haben die gesammelten Schätze über Brauchtum und Karneval im Bensberger Engelbertturm zu besichtigen, dann empfiehlt der Archivar eine fundierte Führung durch den Archivar mit Erläuterung der Exponate. Da das Karnevalsmuseum keine festen Öffnungszeiten hat, bitten wir um Terminabsprache unter 02204 / 7 11 77. X